Schluckstörungen: Wenn Essen und Trinken zur Schwierigkeit wird
Schluckstörungen, auch Dysphagien genannt, können sowohl für Betroffene als auch deren Angehörige eine große Belastung darstellen. Sie treten bei einer Vielzahl an Erkrankungen in allen Altersgruppen auf. Vor allem bei neurologischen Erkrankungen, wie Schlaganfällen oder Morbus Parkinson, bei strukturellen Veränderungen im Halsbereich wie Tumoren oder Operationen oder im hohen Alter bei dementiellen Verläufen sind sie sehr häufig. Therapeut:innen wie Logopäd:innen oder Diätolog:innen können aber helfen und begleiten.
Juni 11, 2023
Essen & Trinken - ein müheloser Genuss?
Ein ausgedehntes Frühstück mit Freunden, ein köstliches Mittagessen mit Arbeitskollegen, oder ein nobles Abendessen mit der Familie. Essen und Trinken sind untrennbar mit Wohlbefinden, Genuss und Gemeinschaft verbunden. Nichts verbindet uns mehr als die Lust am Essen.
Was jedoch, wenn Mahlzeiten zu einem unüberwindbaren Hindernis, und auch zur gesundheitlichen Gefahr werden? Schluckstörungen werden medizinisch auch als Dysphagien bezeichnet. Sie beschreiben die Unfähigkeit Speisen und Getränke sicher und effizient vom Mund in den Magen zu befördern. Es verbirgt sich eine Vielzahl an Schwierigkeiten hinter einem scheinbar mühelosen Vorgang, der automatisiert und unbewusst tagtäglich, Tag und Nacht ausgeführt wird: Schlucken.
Nach einer Vielzahl an unterschiedlichen Erkrankungen kommt es zu unterschiedlichen Symptomen: über Reste im Mund oder Hals, zu Husten, Räuspern, Würgen und Verschlucken am eigenen Speichel oder auch zu wiederholten Eintritt von Speise- oder Flüssigkeitsanteilen in die Lunge. Mitunter eine lebensbedrohliche Gefahr für den Gesundheitszustand der Betroffenen. Schwierigkeiten der Nahrungsaufnahme, der Verarbeitung oder des Transports von Speisen sind sehr häufig bei akuten neurologischen Geschehen wie Schlaganfällen oder Schädel-Hirn-Verletzungen.
Aber auch bei Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Amyotropher Lateralsklerose (ALS) kommt es zu Schluckstörungen. Tumorerkrankungen der Zunge oder des Halses können ebenso wie unterschiedliche Formen der Demenz das Essen und Trinken zur Herausforderung für Betroffene und Angehörige machen.
Logopäd:innen und Diätolog:innen - zwei wichtige Berufe in der Behandlung von Schluckstörungen
Logopäd:innen sind Expert:innen im Bereich Hören, Sprache, Sprechen, Stimme und Schlucken. Gemeinsam mit anderen medizinischen Berufen arbeiten Logopäd:innen im Team in unterschiedlichen klinischen Settings. Sie betreuen Patient:innen mit Schluckstörungen vom Akutbett auf der Neurologie, über die weiterführende Rehabilitation bis zur Betreuung zu Hause oder im Pflegeheim. Die Rehabilitation von Dysphagien kann dabei Übungsbehandlungen, Anpassungen von Konsistenzen und Texturen oder den Einsatz von verschiedenen Hilfsmitteln umfassen. Weichere, weniger klebrige und korrekt zerkleinerte Speisen oder langsam fließende Flüssigkeiten sind dabei von Patient:innen leichter kontrollierbar und ermöglichen weiterhin eine Nahrungsaufnahme über den Mund.
Diätolog:innen sorgen dann dafür, dass die Aufnahme von überlebenswichtigen Nährstoffen trotz Schluckstörungen gelingt. Diätolog:innen kümmern sch unter anderm darum, dass der von den Logopäd:innen vorgegebene Grad des Zerkleinerns oder Pürierens bei festen Speisen oder des Eindickens bei Flüssigkeiten auch von der Küche entsprechend umgesetzt ist. Speisen und Flüssigkeiten sollen genau jene Qualität aufweisen, die notwendig ist, um ein sicheres Schlucken zu ermöglichen. Diätolog:innen haben ein Auge darauf, dass diese modifizierten Speisen auch ausreichend Nährstoffe wie zum Beispiel Eiweiß, aber auch genügend Energie in Form von Kilokalorien liefern.
Was können Betroffene und Angehörige bei Schluckstörungen tun?
Eine Möglichkeit, die Schluckstörungen zu verbessern, ist demnach die Verwendung von sogenannten texturmodifizierten Kostformen. Diese speziellen Ernährungsformen werden so hergestellt, dass sie leichter zu schlucken sind und das Risiko von Verschlucken reduzieren. Es gibt unterschiedliche Arten von texturmodifizierten Kostformen, wie zum Beispiel pürierte oder breiige Speisen, die an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden können: Faserige Fleischstücke wie Geflügel werden zum Beispiel püriert und dieser Geflügelbrei in einer Silikonform wieder in eine optisch ansprechende Form gebracht.
Eine wichtige Aufgabe bleibt jedoch die Aufklärung und Bewusstseinsbildung über dieses Thema. Denn oft wird die Bedeutung von Schluckstörungen unterschätzt. Es ist wichtig, dass Angehörige und Betroffene frühzeitig erkennen, dass es sich um ein ernstes Problem handelt und professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Dies beinhaltet nicht nur die Anpassung von Kostformen, sondern auch die Unterstützung bei der Handhabung von Besteck und Trinkgefäßen sowie die Möglichkeit, das Essen und Trinken in Ruhe und ohne Zeitdruck zu genießen.
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